Münchner Stadtgeschichte spannend erzählt und mit einzigartigen Drohnenfotos und unverwechselbaren Collagen von filmreifen Pro-Tunnel-Aktionen als erlebnisreiche Hingucker illustriert – ein MUST HAVE!
Dieser Flyer zeigt wesentliche Details aus meinem Tunnel-Buch, das am Donnerstag, 24. Juni 2021, um 11 Uhr im Petuelpark auf dem Petueltunnel in München-Schwabing vor etlichen Pressevertretern und Fotografen präsentiert wurde – online abrufbar beim Büro-Wilhelm-Verlag oder Hugendubel zum Preis von 19.80 EUR ( ISBN 978-3-948137-39-7 ).
Meine eigene Geschichte in diesem Wahl-Krimi
Vor 20 Jahren – am 27. Juni 2004 – wurde der Münchner Petuelpark eröffnet. Eigentlich ist er ein Nebenprodukt eines erbitterten kommunalpolitischen Streits, der in den 90ern die St… https://search.app/rg9Vp6Pe33B83EtKA
40 Jahre politische Achterbahn
Die politische Achterbahn „Pro und Kontra Petueltunnel“ endete schließlich glücklich mit dem äußerst knappen jedoch erfolgreichen Bürgerentscheid am 23. Juni 1996, also vor mehr als einem Vierteljahrhundert! Doch der Weg bis dahin war für mich als betroffene Anrainerin und Tunnelbefürworter äußerst steinig und wurde permanent von der Rot/Grünen Stadtregierung & Co. mit Stolpersteinen torpediert und mit anti-Tunnel-Aktionen blockiert. Hier denke ich noch mit Schrecken daran, dass Tunnelgegner unser über fünf (5) Stockwerke der 15-stöckigen Wohnanlage Klopstockstraße 8 aufgehängtes Pro-Petueltunnel-Transparent kurz vor 20 Uhr angezündet haben. Der Brand wurde nur durch Zufall von einem total geschockten Bewohner des 14. Stocks der 15-stöckigen Nachbar-Wohnanlage Klopstockstraße 6 bemerkt. Der heutige Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht, Walter M. Huber, alarmierte sofort die Feuerwehr, um den für hunderte von Bewohnern lebensgefährlichen Brand an der Nordfassade der Wohnturms Klopstockstraße 8 mit seinen 15 Stockwerken zu löschen.
Wer waren die Tunnelgegner?
Aus welchem Grund wurde gegen den bereits in den 1980er Jahren geplanten und 1987 vom damaligen Stadtrat beschlossenen Petueltunnel mit Park so vehement und so krass protestiert?
Noch vor der Stadtratswahl am 18. März 1990 hatte der damalige Münchner Oberbürgermeister Georg Kronawitter (SPD) im Stadtfernsehen “TV weiß-blau” lauthals verkündet: „Der Petueltunnel wird gebaut. Er wurde beschlossen mit meiner massiven Unterstützung“! Dieses Interview hat der clevere Journalist Werner Zwick in der Klopstockstraße 8 aufgezeichnet. Doch dann kam die für uns Ringanwohner eine unfassbare Kehrwende:
Die “Wahl-Lüge” von OB Kronawitter als billige Lösung
Bei der Stadtratswahl am 18. März 1990 hat die SPD im Münchner Norden wegen ihres Vetos gegen den Petueltunnel viele Wählerstimmen verloren. Deshalb ging der bisherigen und mögliche neue Oberbürgermeister Kronawitter eine Koalition mit Bündnis90/Die Grünen ein. Nach der verlorenen Stadtratswahl und der neuen rot/grünen Koalition kam das AUS für den Tunnelbau vor unseren sieben Wohntürmen mit rund 2.100 Wohnungen. Dieser Bau-Stopp für den gehnemigten Petueltunnel wurde von Bündnis90/DieGrünen im Koalitionsvertrag mit der SPD unter dem Punkt “Verkehr” gefordert. Das war die absolute Bedingung der „Grünen“ für eine, in meinen Augen unheilvolle Koalition mit der SPD!!!
Die „Grünen“ waren gegen einen Petueltunnel mit einem grünen Park auf beiden Tunnelröhren?!? Unfassbar! Das kann doch nicht wahr sein?!? Was ist grüner und ökologischger als ein grüner Park mit Wiesen, Themengärten, Zierkirschen aus Japan, zwei Birkenalleen an beiden Enden des 900 m langen Petuelparks auf einem Tunneldach???
Mit seiner “Wahl-Lüge” als billige Lösung konnte OB Kronawitter (SPD) jedenfalls seinen geliebten Sessel als Oberbürgermeister im Stadtrat retten. Fest steht jedoch, dass das alte und ab 1. Mai 1990 neue Stadtoberhaupt sein vor der OB-Wahl den Münchnern gegebenes Versprechen gebrochen hat. Er behauptete vor der Presse und in der Öffentlichkeit lieber scheinheilig, es sei „kein Geld da“.
Fotos des Baureferats München von der Baustelle Petuelring (1997-2000)
Bevor die 5000 Bohrpfähle in den Boden des Petuelrings hineigerammt werden konnten, war der Bau-Stopp am Petuelring aus rein ideologischen Gründen für mich als Anwohnerin und Mitglied des Verwaltungsbeirats der Wohnanlage Rümannstraße 57 mit 81 Eigentumswohnungen das Signal zum erneuten Aufbruch, nachdem wir bereits 1987 mehr als 1000 Unterschriften für den Tunnelbau am Petuelring gesammelt und im Rathaus abgegeben hatten.
Mit anderen Verwaltungsbeiräten und Tunnelbefürwortern haben wir in meinem Wohnzimmer in der Rümannstraße 57 einen Brandbrief an OB Kronawitter verfasst. Stadtrat Walter Zöller (Olympiadorf) empfahl mir, unseren Brandbrief, den ich auf meiner roten IBM Kugelkopfschreibmaschine getippt hatte, persönlich im Oberbürgermeisterbüro im Rathaus am Marienplatz abzugeben. Auf unserer Kopie sollte ich mir unbedingt einen Eingangstempel geben lassen. So habe ich das gemacht und diese Kopie mit OB-Stempel an die Lokalpresse weitergeleitet.
Die Lokalpresse reagierte entsprechend brüskiert, beispielsweise die geniale Karikatur von Dieter Hanitzsch in der Süddeutschen Zeitung (Stadtanzeiger).
Karikatur von Dieter Hanitzsch: OB Georg Kronawitter mit„Politischem Klotz am Bein“ (Zusage wegen Petuel-Ring)
Ende September 1990 fand eine kuriose Stadtrats-Vollversammlung statt mit nur 1 Tagesordnungspunkt: “Der Petueltunnel mit Park”. Wir Tunnelfreunde waren nicht geladen, doch zum Verdruss von OB Kronawitter besetzen wir die gesamte Besucher-Galerie im 3. Stock des Rathauses und mussten miterleben, wie OB Kronawitter den Petueltunnel kurzerhand zu seiner “Chefsache” erklärte und die Baugenehmigung wohl „in der Schublade“ verschwinden ließ.
Aus Protest gegen den ideologisch bedingten Tunnel-Stopp platzierten wir – die zukünftigen ehrenamtlichen Mitglieder einer Bürgerinitiative – öffentlichkeitswirksam einen großen schwarzen Sarg vor das Neue Rathaus München.
Ein schwarzer Sarg für Münchens Oberbürgermeister und vehementen Tunnelgegner Georg Kronawitter, gefüllt mit einer 50 m langen Papierschlange aus Pro-und-Kontra-Presse-Berichten und 1 Aktenordner mit Pro-Tunneol-Unterschriften.
Ein schwarzer Sarg für Münchens Oberbürgermeister und vehementen Tunnelgegner Georg Kronawitter, gefüllt mit einer 50 m langen Papierschlange aus Pro-und-Kontra-Presse-Berichten seit 2. Mai 1990 zusammengeklebt. Mit dieser Aktion wollten wir dem Stadtoberhaupt und insbesondere der breiten Öffentlichkeit klar machen, dass wir Ring-Anwohner unseren Petueltunnel mit Park auf garkeinen Fall begraben lassen.
Für diesen Tag im Oktober 1990 war uns eine 15-minütige “Audienz” beim Herrn OB Kronawitter im Rathaus zugestanden worden. Wir brachten dem OB als Präsent – im Goldrahmen mit schwarzer Schleife – die geniale Karikatur von Dieter Hanitzsch aus dem Münchner Stadtanzeiger mit: “Petuel-Tunnel – Politischer Klotz am Bein”.
Foto und Publikation von Karlheinz Egginger in der Süddeutschen Zeitung:
Zitat: “Exakt 41 Minuten lang wurde die Bürgerinitiative Petuelring gestern von Oberbürgermeister Georg Kronawitter im Rathaus empfangen. Die Tunnel-Befürworter trugen ihm nicht nur nochmals ihre Argumente vor – sie hatten auch “Präsente” dabei: ein “Konterfei” des Oberbürgermeiters, gezeichnet von Dieter Hanitzsch und mit einer Trauerschleife versehen, einen Ordner mit weiteren Unterschriften von Tunnel-Verfechtern (insgesamt sind es jetzt 10 000) – und, verpackt in einem Sarg, eine 50 Meter lange Papierschlange mit Presseberichten und Argumenten für den Tunnel”. dbr/Photo: Karlheinz Egginger.
Unsere „Sarg-Demo“ im Oktober 1990 war der eigentliche Start unserer privat organisierten Bürgerinitiative, die sechs Jahre lang Bestand haben sollte. WOW. Wir bekamen keine Zuschüsse von irgendeiner Institution aus dem Handel und Wirtschaft wie die HWK, großen Unternehmen und Banken im Münchner Norden, der Politik oder der Kirche wie die Klimaaktivistin Greta in Schweden oder der IHK! Wir mussten alle Ausgaben privat bezahlen. Es waren nur die von Autoabgasen betroffenen Bürger rund um den verkehrsreichen und Stau-geplagten Petuelring, die uns beispielsweise in allen Bürgerversammlungen unterstützten und unsere Anträge mit lautem “Hallo” befürworteten und mit Bravo-Rufen beschlossen. Weder die Industrie- und Handelskammer (IHK) noch das Wirtschaftsreferat der Stadt München oder gar das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie oder wenigstens das Bayerische Umweltministerium hatten eine müde Mark für unsere Pro-Tunnel-Bürgerinitiative übrig. Das war sehr enttäuschend und ernüchternd zugleich.
Auf den beiden Autoröhren sollte ein grüner Park entstehen mit Spielplätzen und Freiräumen zur Steigerung der Lebensqualtität der vom Ringverkehr geplagten Schwabinger und Milbertshofener. Hier der Park-Entwurf des Baureferats aus den 1980er Jahren.
Doch wegen des Bau-Stopps standen auch weiterhin bis zu 100.000 PKWs, Busse, Lieferwägen, Brummis, Notfahrzeuge, Taxis oder Feuerwehrautos vor unserer Haustür im Stau auf dem Petuelring. Unsere Kinder erstickten schier im rußigen Feinstaub und an den giftigen Abgasen und litten an Krupp-Husten und Atemwegserkrankungen.
Die Gründung unsere Privat-Initiative
“Pro Petueltunnel – Pro Petuelpark”
Wegen des Vetos der rot/grünen Stadtregierung gegen den Weiterbau am Petuelring wurde eine Privatinitiative von betroffenen Bürgern rund um den Mittleren Ring Nord notwendig. Wir Verwaltungsbeiräte der sieben Wohntürme in der Rümannstraße / Klopstockstraße haben am 10. Dezember 1990 einen Verein gegründet:
BÜRGERINITIATIVE PETUELRING e.V.
Pro Tunnel Aktion – Pro Petuelpark
Als Initiatorin wurde ich einstimmig zur Vorsitzenden dieses Vereins gewählt (was ich immer blieb).
Die Heilige Barbara – die Schutzpatronin der Tunnelbauer. Fotografie von Eventfotograf Jens Hartmann München 2024
Dank des Engagements des damaligen Rechtsreferendars und heutigen Rechtsanwalts und Fachanwalts für Strafrecht, Walter M. Huber, wurde unser Verein dank seiner professionell formulierten Satzung im Sinne des Umweltschutzes als gemeinnützig anerkannt.
Mit pressewirksamen Aktionen und unzähligen Unterschriftenaktionen haben wir Münchens Bevölkerung ab 1990 immer wieder auf die Misere am Petuelring und auf die dringende Notwendigkeit des Tunnelbaus aufmerksam gemacht. Am 12. April 1990 war die Baugenehmigung für den Petueltunnel erteilt worden. Mit den großzügigen Zuschüssen des Freistaats Bayern und der Bundesrepublik bis zu 83 % hätte sofort gebaut werden können. Doch Georg Kronawitter als Münchner Oberbürgermeister hat den Bau abrupt gestoppt und die bereits vorhandenen Baugruben an der Leopoldstraße/Petuelring sowie an der Belgradstraße/Petuelring für die Spartenverlegungen wieder zuschütten lassen.
1991 machte ich mir Gedanken und ging auf die Suche nach einem Kamel für den Oberbürgermeister. Doch mein Germeringer Tierarzt „Husi“ (Fritz Husmann) schlug mir stattdessen einen echten Esel vor und verriet mir, wo ich das zottelige Grautier anschauen und ggfs. abholen könnte. Mit Vorstandsmitglied Max Herzinger der Taxi-Genossenschaft und seinem nagelneuen Mecedes-Taxi der S-Klasse plus Anhänger mit Warntafel “Achtung – Turnierpferde” holten wir den Esel aus dem Umland ab. Schneiderin Lieselotte Moroff, Tunnel-Verfechterin vom Luise-Kiesselbach-Platz, hatte eine knallrote Satteldecke und eine giftgrüne Krawatte geschneidert. So präsentierte ich den rot/grün kostümierten Esel den Pressefotographen auf dem Marienplatz mit Blick auf die Etage des Münchner Oberbürgermeisters, des „Roten Schorsch“. Die Pressevertreter waren begeistert und publizierten amüsiert ihre Foto-Berichte. Journalisten stehen nämlich sehr ungern im Stau. So haben uns die Vertreter der Münchner Medien durch ihre Berichterstattungen bei unseren Pro-Tunnel-Aktionen unwillkürlich jedoch dankenswerterweise prima unterstützt und waren sehr wertvolle Multiplikatoren. Damals gab es weder WhatsApp noch waren Facebook, LindedIn, TikTok oder Instagramm populär bzw. überhaupt bekannt.
Einen Esel für den Oberbürgermeister und vehementen Tunnelgegner Georg Kronawitter (SPD). Ein Jahr später: einen Esel für Umweltschutzreferent Joachim Joachim Lorenz (Die Grünen) – stets mit Drahtesel unterwegs. Wieder ein Jahr später einen Esel mit Esels-Orden unsererer BÜRGERINITIATIVE für die 3. Bürgermeisterin Sabine Csampai (Die Grünen).
Die “Zwergerl”-Demo zum Auftakt für Münchens erstes Bürgerbegehren (1995)
Die größte pro- und kontra-Presse erhielten wir mit der von mir organisierten „Zwergerl-Demo“ am 26. Oktober 1995. Mehr als 80 kleine Kinder aus dem Kinderheim St. Joseph mit angeschlossenem Kindergarten an der Ecke Petuelring / Schleißheimer Straße 278a konnten wir in 40 mit bunten Luftballons geschmückte Taxis platzieren. Zuvor hatten die Eltern der Schwester Oberin Mathilde vom Kinderheim ihre schriftliche Zustimmung erteilt, dass wir von der Bürgerinitiative Petuelring eV. ihren Nachwuchs in Taxis zu einer „Zwergerl-Demo“ mitnehmen durften – begleitet von Elternbeiräten, Tanten, Onkels und Opas.
Rund 40 Taxis + 80 Zwergerl
Odeonsplatz
So wurden die erwartungsvollen Kindergartenkinder, Schwester Oberin Mathilde und ich sicher über die für uns gesperrte Leopoldstraße / Ludwigstraße ins Innenministerium am Odeonsplatz chauffiert – zur Sicherheit begleitet von den “Weißen Mäusen” der Münchner Verkehrswacht. Im akustisch einmaligen Innenhof demonstrierten die über 80 Kindergartenkinder für den Petueltunnel mit Park mit einem schrillen Pfeifkonzert. Wochenlang zuvor hatten wir Unterschriften bei Autofahrern, Anrainern, Taxlern und Notfahrzeugen gesammelt. Unsere Pro-Tunnel-Aktion mit über 80 “Ring-Zwergerl” wurde in der Lokalpresse viel beachtet. Doch von Tunnelgegnern kam in der Presse der Vorwurf, dass ich die über 80 Kindergartenkinder anstatt mit Taxis ja auch mit der U-Bahn zum Odeonsplatz hätte begleiten können ……………………………… Da fragte ich mich wirklich: “Geht’s noch”? Sind einige Ideologen wirklich so durchgeknallt, dass sie meinen, ich hätte über 80 kleine Kinder (4-5 Jahre) mit der U-Bahn zum Odoensplatz begleiten können……
Die von den giftigen Abgasen betroffenen Kindergartenkinder überreichten unsere 10.000 Pro-Tunnel-Unterschriften an Staatssekretär Dr. Alfred Sauter (CSU) als Vertreter der Obersten Baubehörde des Freistaats Bayern.
Diese lustige “Zwergerl-Demo” war für uns ehrenamtliche „Ring-Kämpfer“ der willkommene Auftakt für das Bürgerbegehren „3 Tunnel braucht der Mittlere Ring“, das am 14. November 1995 offiziell München-weit startete: Münchens erstes Bürgerbegehren überhaupt!
Vermutlich war es zeitgleich die Intervention einer damaligen Staatssekretärin der CSU, dass unserer BÜRGERINITIATIVE PETUELRING E.V. – Pro-Tunnel-Aktion – kurz BIP e.V. genannt – die Gemeinnützigkeit im Sinne des Umweltschutzes ohne Begründung just im Endspurt um unseren Petueltunnel aberkannt wurde! Ab Ende November 1995 konnten wir keine Spenden für die so wichtigen Pro-Tunnel-Aktionen mehr generieren. Das bedeutete fast das AUS für unsere langjährigen Bemühungen seit 1987 und das geplante Finale mit einem Tunnel-Happening am Petuelring / Ecke Klopstockstraße möglichst zeitnahe und unmittelbar vor dem Bürgerentscheid 1996.
Am 16. Juni 1996, also sieben Tage vor dem für uns so eminent wichtigen Bürgerentscheid, haben wir eine große Pro-Tunnel-Aktion mit 500 Mitwirkenden organisiert und durchgeführt. Unser wichtigster Gast und Sprecher bei dieser Pro-Tunnel-Demo war Rechtsanwalt Dr. Peter Gauweiler (CSU) als ehemaliger Umweltminister von Bayern. Dieses Pro-Tunnel-Event für „3 Tunnel braucht der Mittlere Ring“ fand entlang der für uns gesperrten südlichen Fahrbahn des Petuelrings an einem sonnigen Sonntag statt. Sechs Wochen zuvor hatte ich einen STIMMZETTEL fabriziert und überall – Tag und Nacht – an Verkehrsampeln, in Briefkästen und an Taxis verteilt, weil die Münchner wissen sollten, wo sie drei (3) Kreuze machen werden für das Bürgerbegehren “3 Tunnels braucht der Mittlere Ring”. Das Presse-Echo auf die Tunnel-Atktion war gut.
Dem damaligen KVR-Chef Dr. Hans-Peter Uhl (CSU) und seinem Team im Kreisverwaltungsreferat sage ich heute noch vielen herzlichen Dank für die Ringsperrung. 100 mit bunten Luftballons geschmückte Taxis veranstalteten einen bemerkenswerten Taxi-Konvoi am Petuelring. Großartig, diese Unterstützung der Taxi-Unternehmer! Wir Mitglieder der BÜRGERINITIATIVE PETUELRING e.V. pflanzten 3 Bäume symbolisch für 3 Tunnel am Mittleren Ring.
Der erfolgreiche Bürgerentscheid “3 Tunnels braucht der Mittlere Ring”
Am 23. Juni 1996, einem heißen Sonntag, an dem tausende zum Baden gingen anstatt an die Wahlurnen, sollte Münchens Bevölkerung entscheiden, dass nicht nur der Petueltunnel mit Park sondern auch die beiden anderen dringend notwendigen Straßentunnel am Mittleren Ring im Osten und Südwesten für rund 2 Milliarden D-Mark gebaut werden müssen.
Zuvor, also am 10. März 1996, hatten mich die Münchner in Anerkennung meines langjährigen Pro-Tunnel-Engagements zur Ehrenamtlichen Stadträtin gewählt – von einem schier aussichtlosen Listenplatz 46 landete ich als Schlusslicht der CSU-Stadtratsfraktion auf Platz 32. Um mich vor Ort im Rathaus mit den rot/grünen Tunnelgegnern auseinandersetzen zu können, hatte ich 4 Wochen vor der Stadtratswahl 35 000 Bierfilzl mit unserem BIP-Logo und meinem Listenplatz 46 an Taxis, in Briefkästen und in Münchner Gaststätten verteilt, speziell in Schwabing und in Milbertshofen. Die Mühe hat sich gelohnt: als Politik-Neuling wurde ich tatsächlich ins Rathaus “katapultiert”. Der damalige Baureferent und berufsmäßige Stadtrat Horst Haffner (FDP) war der erste, der mir schriftlich zum völlig überraschenden Einzug in den Münchner Stadtrat am 10. März 1996 gratulierte.
Meine Vereidigung als Mitglied des Ehrenamtlichen Stadtrats am 2. Mai 1996 im Alten Rathaus
Die Wahlbeteiligung bei Münchens erstem Bürgerentscheid zur Frage, ob der Mittlere Ring teilweise untertunnelt werden sollte, lag gerade mal bei nur 32,2 Prozent. Am Ende votierten 50,7 Prozent für den Bau des Petueltunnels, des Richard-Strauss-Tunnels und des Tunnels am Luise-Kiesselbach-Platz. Also mit nur 1.881 Stimmen Vorsprung vor dem „Besseren Bürgerbegehren“ von Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) und seinen Pseudo-Ökos haben wir „Ring-Kämpfer“ am 23. Juni 1996 äußerst knapp gewonnen! Mitgestimmt hatten außer den Tunnelfans der drei Bürgerinitiativen Petuelring, Richard-Strauss-Straße und Luise-Kiesselbach-Platz Mitglieder der IHK, der Taxi Genossenschaft mit unzähligen Taxlern, HWK, CSU, FDP und andere politische Parteien und Organisationen wie die ASP, der Bund freier Bürger sowie betroffene Bürger entlang des 28 km langen Mittleren Rings. Es war der erte Bürgerentscheid in der Landeshauptstadt München!
Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) tobte und war sehr verärgert über seine immense politische Niederlage. Deshalb ließ er die Stimmzettel nachzählen. Christian Ude (seit 1990 Stadtrat der SPD, großer Tunnelgegner und seit 1993 Oberbürgermeister) wollte partout nicht akzeptieren, dass die Landeshauptstadt München jetzt 3 (drei) Ring-Tunnel bauen muss. Das Wahlergebnis von knappen 50,7 % in der Stichfrage reichte uns jedoch zum heiß ersehnten Sieg! Die Nachzählung ergab schlappe 1.775 Stimmen Vorsprung vor seinem „Besseren Bürgerbegehren“ – den eigentlichen Hausaufgaben des Stadtrats. Damit war das Pro-Tunnel-Votum noch knapper, doch für uns und die Landeshauptstadt Müpnchen ein G l ü c k s f a l l !
Die Vollversammlung des Stadtrats beschloss am 4. Juli 1996, dass Münchens erster Bürgerentscheid rechtens ist mit der Maßgabe, dass die 3 Tunnels am Mittleren Ring gebaut werden müssen. Ohne “wenn…” und “Aber…..” Das war eine sehr bittere Pille für Oberbürgermeister und Tunnelgegner Christian Ude (SPD). Baureferent Horst Haffner und ich als frisch gewähltes Mitglied des Ehrenamtlichen Stadtrats freuten uns in der Vollversammlung am 4. Juli 1996 am meisten, weil das Baureferat nun endlich mit dem lang ersehnten Tunnelbau am Petuelring beginnen bzw. weiterbauen konnte. Immerhin waren bereits geschätzte 30 Millionen Mark in die Planungskosten und Spartenverlegungen investiert worden – beispielsweise an der Kreuzung des Petuelrings mit der Eduard-Schenk-Straße/Leopoldstraße.
Petuelring m. Tunnel-Großbaustelle Foto: Marcus Schlaf, 9.11.2001
Autos und Lastwagen stauen sich auf der Großbaustelle Petueltunnel in München. Undatierte Aufnahme, ca. 1999.
Baureferent Dipl. Ing. Horst Haffner
Trotz aller Euphorie über den Sieg beim Bürgerentscheid kam es auch für uns noch ziemlich „dick“! Nach unserem Pro-Tunnel-Happening am 16. Juni 1996 mussten wir – eine Handvoll Mitglieder der BÜRGERINITIATIVE PETUELRING e.V. – privat nochmals 18.000 DM aus eigener Tasche zusammenlegen und nachschießen, weil uns grundlos die Gemeinnützigkeit unseres Vereins im Sinne des Umweltschutzes Ende November 1995 – vermutlich auf Anordnung einer CSU-Staatssekretärin – aberkannt worden war. Das tat uns Aktiven richtig weh! Jahrelanger Verdienstausfall seit 1987 für unser privat gewähltes Ehrenamt und dann noch alle Kosten für das erfolgreiche Tunnel-Happening mit Baumpflanzung selbst bezahlen, weil sich nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid weder BMW als großer Profiteur des Petueltunnels noch sonst jemand im Sinne des Gemeinwohls dafür zuständig fühlte oder sich zumindest kulanterweise für die nach erfolgtem Tunnelbau steigende Lebensqualität im Münchner Norden mit einem Geldgeschenk bedanken wollte.
Nach der Vollversammlung vom 4. Juli 1996 lag es an der Stadtverwaltung, die Baugenehmigung des Petueltunnels vom 12. April 1990 zu aktualisieren und den Petueltunnel umgehend weiter zu bauen. Die Stadt musste auch die Bauplanungen bis zur Baugenehmigung des Richard-Strauss-Tunnels und des Langen Tunnels Südwest am Luise Kiesselbach-Platz vorantreiben. Im Bürgerentscheid war schließlich der Bau der drei (3) Straßentunnel am Mittleren Ring mit Fertigstellung bis 2015 beschlossen worden.
1997 mussten alle Bäume entlang des Petuelrings zwischen Leopoldstraße und Schleißheimer Straße gefällt werden zwecks Vorbereitung der Großbaustelle Petueltunnel.
Großbaustelle
Setzen der Sparten – Schließen der Tunneldecke
Abbruch Fußgängerbrücke
Ersatzfahrbahnen
Schwere Bagger
Massive Erschütterungen in den Hochhäusern
Der Bau der beiden Tunnelröhren wurde im Untergrund begonnen. Oben auf der Großbaustelle – quasi auf dem zukünftigen Tunneldeckel – mussten Tag und Nacht 6 Fahrspuren für den Durchgangsverkehr des Mittleren Rings aufrecht erhalten bleiben.
Ende Oktober 2001 wurde ein Teilstück des Petueltunnels eröffnet – hier mit mir, Barbara Schöne, auf der Harley Davidson von Mike Harker, dem “Ikarus von der Zugspitze”, einem US-amerikanischen Drachenfliegerpiloten aus Garmisch-Partenkirchen.
Nach einer 5-jährigen Bauzeit wurde der Petueltunnel am 6. Juli 2002 feierlich mit einem großen Bürgerfest unter der architektonisch bemerkenswerten Glaseinhausung des östlichen Tunnelmunds eröffnet.
Großzügiger Gastgeber war das Baureferat. Die beiden 1,5 km langen Tunnelröhren wurden nach dem kirchlichem Segen dem Auto- und Brummi-Verkehr frei gegeben. Heute fahren dort 107 500 Fahrzeuge pro Tag!
Der etwa 7,4 Hektar große Park auf dem Straßentunnel wurde 2004 fertiggestellt und am 27. Juni 2004 offiziell mit einem Bürgerfest eröffnet. Ein wertvoller Nebeneffekt: Der Petuelpark verbindet die Stadtteile Schwabing und Milbertshofen/Am Hart wieder miteinander. Neben dem Fontänen-Platz wurde 2005 das Café Ludwig auf dem Petueltunnel als Treffpunkt und Herzstück im Park eröffnet. 13 internationale Künstler haben ihre Werke im Petuelpark im Rahmen von QUIVID verwirklicht, dem “kunst-am-bau-programm der stadt muenchen” – ein Lieblingsprojekt von Baureferent Horst Haffner. Details hierzu finden Sie in meinem Tunnel-Buch (ISBN 978-3-948137-39-7).
Das Café-Restaurant wurde nicht in Erinnerung an Ludwig Petuel, dem Namensgeber dieses Ringabschnitts, benannt sondern nach Märchenkönig Ludwig II. Der Park ist ein Kunst- und Erholungsraum mit Spielplätzen, Brunnen und einem Café-Restaurant neben einem – seit Jahren leider stillgelegten Fontänen-Platz – als Treffpunkt auf einem Autotunnel entstanden. Das ist einmalig in ganz Deutschland!!!
BRAVO für unsere BIP e.V.
Café Ludwig am Nymphenburg-Biedersteiner Kanal
Blühende Kirschbäume
Ich liebe diese Kirschblüten
Rollstuhlfahrer genießen den Park neben der Stiftung Pfennigparade
Spazierwege entlang des Kanals
Marienskulptur im Petuelpark
Rednerpulte aus weiß-schwarzem Granit
Park aus der Vogelperspektive
Fahrradpiste – Café Ludwig
Wiese mit Hochhäusern am Petuelpark (2004)
Diese Fotos sind urheberrechtlich geschützt und stammen aus den Kameras von Jean-Marie Bottequin, Ingrid Grossmann und Barbara Schöne und können ohne unsere schrifltiche Zustimmung nicht anderweitig verwendet werden.
So sind nach der Fertigstellung des Petueltunnels am 6. Juli 2002 schöne Freiräume, lang gestreckte Rasenplateaus, schnurgerade Fahrradpisten und ein lustiger Fontänen-Platz auf den beiden Tunnelröhren geschaffen worden. Beschauliche Plätze, attraktive Kinderspielplätze und schöne Grünanlagen prägen das Bild einer Stadt und machen ihre Attraktivität für ihre Bürger und Besucher aus. München bietet zahlreiche, herausragende Beispiele moderner Freiraumgestaltungen wie beispielsweise seit 2004 dieses Großprojekt Petueltunnel/Petuelpark, das den Alltag und die Lebensqualität von hunderttausend Bewohnern im Münchner Norden sehr positiv mitbestimmt.
Kinder können sich herrlich und vollkommen sicher in einem 1000 qm großen Wasser-Sand-Spielplatz austoben. Spaziergänger, Radler, Rollstuhlfahrer der Behinderteneinrichtung Pfennigparade, Besucher des Café Ludwig mit beschaulichem Garten-Restaurant direkt auf dem Autotunnel entlang des Nymphenburger-Biedersteiner-Kanals genießen diesen neu gewonnenen Lebensraum.
Auch das Café ist Teil des “Kunst am Bau und im öffentlichen Raum” – Projekts und sorgt für das kulinarische Freizeitvergnügen der Ring-Anrainer und neugierigen Besucher aus Nah und Fern. Diese schöne Oase der Ruhe ist eine sehenswerte, grüne Sehenswürdigkeit der Landeshauptstadt München geworden.
Dieser 900 m lange und 60-70 m breite Grünzug auf einem Autotunnel ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie unsere private Initiative eines der wichtigsten Großbauprojekte bei ständig wachsenden Wirtschaftsverkehrs der Nachkriegszeit durchgesetzt hat. Und das ausgerechnet gegen den vehementen Willen der Stadtregierung unter der Leitung von zwei (2) Münchner Oberbürgermeistern der SPD!
Alle 3 Tunnel am Mittleren Ring sind seit 25. Juli 2015 fertiggestellt und ein Segen für den stetig wachsenden Individualverkehr. Der knappe, doch erfolgreiche Ausgang des Bürgerentscheids 1996 gilt auch für Tausende von Münchner Ring-Anrainern, Kindergärten, Horte, Schulen und Krankenhäuser der Bayern-Metropole als Glücksfall. Damit wurde Münchens größte Umweltsünde ad acta gelegt!
Barbara Schöne
Ehrenamtliche Vorsitzende der BÜRGERINITIATIVE PETUELRING EV – Pro Tunnel-Aktion – Pro Petuelpark seit 10.12.1990
Mitglied des Ehrenamtlichen Stadtrats von München von 1996 bis 2002
(Mitglied im Bauausschuss, Umweltschutzausschuss, Kinder- und Jugendhilfe-Ausschuss, Vertretung im
Kulturausschuss sowie Vertretung im Sozialausschuss)
Link zu meinem YouTube-Kanal 2024:
https://www.youtube.com/@BarbaraSchoene-ze3eh
PS
In meiner Eigenschaft als Offizielle Gästeführerin von München zeige ich Ihnen gerne den Park und seinen Skulpturen-Parcours auf dem Petueltunnel. Auf Wunsch und nach Möglichkeit biete ich Ihnen einen herrlichen Blick auf die Parkanlage von oben aus der Vogelperspektive. Erst von oben zeigt sich die wahre Schönheit menschlicher Baukunst.
NB
Am 24. Juni 2021 um 11 Uhr vormittags habe ich mein Tunnel-Buch meinen Wegbegleitern, Tunnelfreunden und der Presse im Café Ludwig im Petuelpark auf dem Petueltunnel präsentiert mit dem Titel
ISBN 973-3-948 137-39-MEIN RING-KAMPF UM DREI TUNNEL UND DEN PETUELPARK
Aus der Vogelperspektive offenbart sich die zauberhafte (Kultur-) Landschaft des Parks auf dem Petueltunnel.
Auf dieser Website können Sie jederzeit online in meinem Tunnel-Buch unter dem Button “Buch-Präsentation“ blättern, beim Büro Wilhelm Verlag in Amberg versandkostenfrei bestellen, bei Hugendubel für 19.80 Euro erwerben oder sich in der Stadtbücherei (derzeit ausgelagert in Sendling in der Isar-Philharmonie) ausleihen oder im Stadtarchiv in der Winzerer Straße lesen. Wie in einem Wimmelbuch entdeckt man in jedem Foto immer wieder neue Einzelheiten – so auch in meinem Buch.
Auf diesen 104 Seiten geht es um mein persönliches Tunnel-Engagement ohne Parteibuch und ohne Sponsoren. Das war ein Wahl-Krimi der besonders krassen Art. Hier wurde mit harten Bandagen gekämpft (auch innerhalb der CSU, der ich von 1995 – 2001 angehörte). Für mein jahrelanges ehrenamtliches Engagement adelte mich die F.A.Z. Sonntagszeitung (Redakteur Frank Müller) zur Tunneleröffnung am 6. Juli 2002 als “Jeanne d’Arc vom Mittleren Ring”.
Ich bin stolz und sehr glücklich , dass der Petueltunnel mit Park Wirklichkeit wurde – mein Lebenswerk!
Leider war es mir weder vergönnt, in meiner Eigentumswohnung in der Rümannstraße 57 wohnen zu bleiben (ein gerichtsbekannter Stalker hatte sich an meine Fersen geheftet) und noch ein zweites Mal für den Stadtrat mit Erfolg zu kandidieren, weil eine CSU-Politikerin im CSU-Bezirksvorstand ein Veto gegen meine erneute Kandidatur eingelegt hatte. Wie es dazu kam, beschreibe ich in meinem “EXTRABLATT”, das ich jedem Interessent gerne zugehen lasse.
PERFEKT wären der Petueltunnel und der Richard-Strauss-Tunnel meines Erachtens erst mit einer Abgas-Filter-Anlage der SIEMENS AG.
Abluftkamin – 35m hoch – in Milbertshofen an der Riesenfeldstraße (gebaut 2001 – ohne Abgas-Filter-Anlage)
In der Nordröhre des Petueltunnels ist vor der Tunnelausfahrt für eine Abgas-Filter-Anlage der SIEMENS AG Platz. Mein diesbezüglicher Stadtratsantrag wurde leider abgelehnt – vordergründig aus Kostengründen. Nichtsdestotrotz konnte ich als Mitglied des Bauausschusses durchsetzen, dass im Richard-Strauss-Tunnel eine Seitenröhre für die spätere Installation einer Abgas-Filter-Anlage gebaut wurde, sollte später einmal der Stadtrat dies wegen des ständig steigenden Wirtschaftsverkehrs beschließen. Dann wären beide Autotunnel im Norden und im Osten der Landeshauptstadt im Sinne des Umweltschutzes tatsächlich perfekt.
Einfahrt in den Petueltunnel in München bei Nacht vom Englischen Garten kommend (Drohnenfoto Andreas Schebesta)
Am 27. Juni 2024 feierte der Petuelpark seinen 20.sten Geburtstag. Zu diesem gorßartigen Ereignis wünsche ich mir ein Update der Technik und manchner Kunstobjekte. Die Idee, auf dem Tunnel einen Fontänenplatz zu errichten, kam mir 2001 auf einer Stadtratsreise mit dem Bauausschuss nach Lyon (Frankreich) und Barcleona (Spanien). Aus Kostengründen wurde der Fontänenplatz anfangs mit Wasser aus dem benachbarten Nymphenburg-Biedersteienr Kanal gespeist. Das glitschige Kanlawasser war jedoch eine Gefahr für spielende Kinder, weil sie ausrutschten und sich auf den Steinplatten verletzten. Deshalb ließ der Pächter des Café Ludwig den Fontänenplatz abschalten. Als ehemalige “Ring-Kämpferin” wünsche ich mir, dass die ganze Technik überholt wird, die Düsen gereinigt oder erneuert werden und eine Wasserleitung gelegt wird, damit in Zukunft der Fontänenplatz mit frischen Leitungswasser gespeist wird. Techniker könnten sich auch eine Filteranlage überlegen, um das Kanalwasser zu reinigen, anstatt neue Wasserleitungen zu legen. Das wäre vielleicht preiswerter und schneller zu realisieren. Dass eine Nachbesserung dringend notwendig ist für die Sicherheit der kleinen Kinder, wird wohl kaum jemand bestreiten.
Mit der Europawahl am 10. Juni 2024 ist der grüne Höhenflug in München beendet: Die GRÜNEN verlieren bei der Europawahl in der bayerischen Landeshauptstadt 7,5 Prozentpunkte und büßen damit den Gesamtsieg ein. Die Öko-Partei muss sich mit dem zweiten Platz hinter der CSU zufriedengeben. Im Vergleich: zur letzten Europawahl verlieren die GRÜNEN die Stadtbezirke Schwabing-Freimann, Milbertshofen-Am Hart, Altstadt-Lehel, Sendling-Westpark und Laim an die CSU.
Kein anderer Stadtteil Münchens bietet so unterschiedliche Gesichter wie Neuhausen, Nymphenburg und Gern: Paläste und Bauernhöfe, Villen und Arbeitersiedlungen, Dorfidyll und Hauptverkehrsstraßen. Neuhausen lag an der Verbindungsstrecke nach Nymphenburg und war somit stets von der Entwicklung der Wittelsbacher Sommerresidenz beeinflusst. Mein Spaziergang führt Sie zur alten Winthirkirche, dem ursprünglichen dörflichen Kern Neuhausens, sowie zu den Gräbern bekannter Münchner, vom „Millionenbauer“ bis zu Sigi Sommer. Einen deutlichen Kontrast zur alten Dorfkirche bietet der futuristische Glasbau der Herz-Jesu-Kirche, dessen Transparenz als Meilenstein der zeitgenössischen Architektur gilt.
Die futuristisch anmutende Herz-Jesu-Kirche in Neuhausen in der Lachnerstraße 8 wurde nach einem Brand des Vorgängerkirchenbaus in den Jahren 1997-2000 neu errichtet und ist für Freunde moderner Architektur nicht nur durch die quaderförmig mit einer blauen 14 Meter hohen gläsernen Frontseite und transparenten Seiten interessant. Bei Gläubigen ein wunderbarer Kirchenraum für Gottesdienste, stille Gebete und kulturelle Veranstaltungen, für Touristen noch eher ein Geheimtipp.
Das größte Kirchenportal der Welt ziert die Herz-Jesu-Kirche. Zwei 14 Meter hohe und 18 Meter breite Glastore bilden das azur-blaue Eingangsportal und lassen sich komplett öffnen an Feiertagen und sonntagsabends zur Veranstaltungsreihe der “Offenen Tore”. Diese ungewöhnliche Kirche wurde 1997 – 2000 nach den Plänen des Münchner Architekturbüros Allmann Sattler Wappner errichtet. Jeder der beiden Flügel des Portals wiegt 25 Tonnen. Der Kirchenraum scheint innen nur aus Holz und Licht zu bestehen. Wer in die Herz-Jesu-Kirche kommt, erlebt, dass er einen heiligen Raum betritt, einen Platzhalter für das, was über die Welt hinausgeht – egal ob katholisch, evangelisch, orthodox, einer anderen Religion angehörend oder religiös unmusikalisch.
Schloss Nymphenburg
Auf den Spuren der Wittelsbacher
Als ein Geschenk des Kurfürsten Ferdinand Maria für seine Gemahlin, Prinzessin Henriette Adelaide von Savoyen, entstand seit 1662 vor den Toren Münchens eines der prunkvollsten Barockschlösser Deutschlands, das 200 Jahre lang die Sommerresidenz der Wittelsbacher war. In der Pracht barocker Hofhaltung ist nicht nur die berühmte „Schönheitengalerie“ von König Ludwig I. zu bestaunen, sondern auch das Geburtszimmer des Märchenkönigs König Ludwig II. Der weitläufige Park wiederum birgt neben Promenaden und Kanälen auch vier barocke Lustschlösschen. In der Amalienburg (dem schönsten Rokoko-Schlösschen der Welt), Badenburg (mit Innen-Pool), Pagodenburg und der Magdalenenklause scheint die Zeit des höfischen Lebens stehengeblieben zu sein.
Das Haus Wittelsbach ist eines der ältesten deutschen Adelsgeschlechter und hat Münchens und Bayerns Geschichte mehr als 750 Jahre lang entscheidend geprägt. Das ehemalige Sommerschloss der Wittelsbacher ist ein beeindruckendes Beispiele barocker Baukunst und eine der TOP-Sehenswürdigkeiten von München. Über mehrere Jahrzehnte orientierten sich die Baumeister am Barockstil des Italien des ausgehenden 17. Jahrhunderts und machten München zur „nördlichsten Stadt Italiens“.
Brotzeit im größten Biergarten der Welt
Im Königlichen Hirschgarten wird seit 1971 ausgeschenkt: 500 Innenplätze, 1200 bediente Außenplätze und unglaublichen 7200 Plätzen im Selbstbedienungsbereich.
Man geht gerne dorthin wegen des süffigen Biers, den feinen Schmankerln, dem herzlichen Service und natürlich wegen dem Hirschgehe.
Die Damhirsche, Namensgeber und Publikumslieblinge aller Altersgruppen, konnten bis zum Zweiten Weltkrieg noch frei zwischen den Tischen herumlaufen. Doch einer von ihnen entwickelte über die Jahre einen exquisiten Geschmack fürs Münchner Bier. Als noch kein Zaun im Hirschgehege war, gab es einen Hirsch, der die Biernoagerl der Gäste getrunken hat und ein leichtes Alkoholproblem hatte.Gelegentlich hat er in dem Zustand dann die Gäste etwas angegangen, schmunzelte Thomas Fesenmair, seit März 2023 Gastgeber im Münchner Traditionshaus. Details auf www.hirschgarten.de Öffnungszeiten täglich von 11 – 24 Uhr, Küche von 11 – 22 Uhr
Nördlich des Nymphenburger Kanals zwischen Klug-, Waisenhaus- und Gerner Straße liegt Münchens älteste Reihenhaussiedlung. Bis um 1930 wohnten hier Münchner Künstler, Schriftsteller und Gelehrte. Die Gründung der Familienhäuser-Kolonie Nymphenburg-Gern sollte für 400 Personen der bürgerlichen Mittelschicht günstigen Wohnraum schaffen. Denn die hatten es Ende des 19. Jahrhunderts finanziell nicht immer leicht. Das Zusammenwirken der Reihenhäuser mit ihren Vorgärten und Einfriedungen machen den besonderen Reiz Gerns aus. Viele der Gebäude waren so konzipiert, dass sie auf den ersten Blick einheitlich wirken, jedoch beim genauen Hinsehen eine enorme Vielfalt aufweisen. Im zweiten Weltkrieg blieb Gern von größeren Zerstörungen verschont. So konnte die Kolonie größtenteils ihr Erscheinungsbild der Bauzeit bewahren. Ich, Barbara Schöne, führe Sie gerne durch die Böcklinstraße, Zucallistraße oder Gerner Straße bis zum Schlosskanal – das Karree zwischen Klug-, Waisenhaus- und Gerner Straße wird als Villenkolonie Gern bezeichnet.
Angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums in München gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte der Bauunternehmer Jakob Heilmann in Nymphenburg-Gern, damals einem Vorort westlich von München und akzentuiert durch das Schloss Nymphenburg, 1892 ein neues städtebauliches Wohnprojekt gegründet: „Gern (Nymphenburg-Gern) – Münchens historisches Architekturjuwel“. Es entwickelte sich zu einem hochrangigen Künstlerquartier, das in der bildenden Kunst vor allem mit der Künstlerkolonie Dachau in vielfältiger Beziehung stand.
Zur Verwirklichung seiner Ideen errichtete Jakob Heilmann mit seiner „Familienhäuser-Kolonie Nymphenburg-Gern“ 1892 die erste gutbürgerliche Reihenhaussiedlung Münchens. Mit dieser wollte er aber auch explizit die Wohnungsnot der Künstler lindern, die in großer Zahl nach München strömten, das zur führenden deutschen und internationalen Kunstmetropole aufstieg. Fast 50 der insgesamt geplanten 280 Häuser waren von ihm für bildende Künstler vorgesehen und als Ateliervillen oder mit Reihenhausateliers in verschiedenen Größen ausgestattet. Eine Künstlerkolonie vom Reißbrett entstand in dem trotz relativ schlichter Architektur ästhetisch sehr anziehenden Viertel. Heilmanns Konzept war sehr erfolgreich.
Bald wohnten und arbeiteten hier vor allem rund 80 Maler, Bildhauer, Grafiker, Karikaturisten und Kunstprofessoren. „München leuchtete“ bis ins vorstadtidyllische Gern. Die Benennung der Straßen trug dieser Entwicklung Rechnung. Ab der Eingemeindung im Jahr 1899 betonte die Stadt München mit der Benennung von Straßen nach bekannten Malern den Charakter als Künstlerviertel. Ausgewählt wurden besonders italienische „Klassiker“ wie Tizian, Tiepolo, Tintoretto, Canaletto, aber auch Arnold Böcklin. In die moderne, gediegene „Colonie“ zogen weder die großen Künstlerfürsten wie Franz Lenbach oder Franz von Stuck noch Schwabinger Bohémiens, sondern etablierte Künstler und Professoren der Münchner Kunstakademie.
Künstler in der Villenkolonie Gern – Maler der „Münchner Schule“:
Gern zwischen Barbizon und Dachau
Es waren vor allem eine Reihe von Malern der Münchner Schule, die Gern bevorzugten, das die landschaftlichen Reize Nymphenburgs fortsetzte. Die Vertreter der modernen Stilrichtung Freilichtmalerei, wie sie von der „Malerkolonie von Barbizon“, einem idyllischen Dörfchen bei Paris, seit 1850 ausgegangen war, suchten die Wirklichkeit der Natur im Freien, in natürlichem Licht zu sehen und auszudrücken. In Bayern war Dachau die bekannteste Künstlerkolonie, die zu dieser Zeit einen Höhepunkt der „Münchner Landschaftsmalerei“ mit den Malern Adolf Hölzel, Ludwig Dill und Arthur Langhammer zu erreichen begann.
Gern lockte nicht nur mit der motivspendenden Natur des malerischen Viertels, sondern bildete auch die attraktive Mitte zwischen der ländlichen Dachauer Künstlerkolonie und dem Stadtzentrum, war also gleichzeitig gut an den Kunst- und Ausstellungsbetrieb in München angebunden. Der bekannteste Maler Gerns war Philipp Röth (1841–1921), der nach dreijährigem Aufenthalt in Barbizon 1871 nach Schwabing, 1888 nach Dachau und 1894 nach Gern in die Böcklinstraße 29 gezogen war. Er galt schon bei seinem Tod als „einer der besten Landschafter der vorimpressionistischen Zeit“ und seine „Stimmungslandschaften“ hängen nicht nur in der Münchner Pinakothek, sondern auch in der Dachauer Gemäldegalerie.
Weitere bekannte Namen sind zum Beispiel Julius Adam der Jüngere (1852–1913), Böcklinstraße 25, wie auch Röths Haus nicht erhalten, der motivisch spezialisierte „Katzenraffael“ aus der Münchner Malerdynastie, der Radierer und Graphiker Peter von Halm (1854–1923), Malsenstraße 66–68, oder die Malerin und Graphikerin Anna Klein. Die stattliche Anzahl von knapp 220 Malern und Bildhauern, die zwischen 1892 und 1930 in Gern gelebt haben, belegt eine deutschlandweit einzigartige „Künstlerdichte“, die gemessen an der Gesamtbevölkerung selbst das Schwabing der Jahrhundertwende in den Schatten stellt.[2]
Wenn in Neuhausen-Gern der Wasservogel fliegt
Diese alte bäuerliche Tradition wurde anlässlich des 100. Gründungsjubiläums der Freien Turnerschaft Gern im Jahr 2007 nach 179-jähriger Unterbrechung wiederbelebt und findet seither alle zwei Jahre statt. Im Jahr 2023 war das Wasservogelfest am Sonntag, den 30. Juli, angesetzt. Um 10 Uhr trafen sich die Vereine am Rotkreuzplatz. Gegen 11 Uhr begrüßte und eröffnete die Vorsitzende des Stadtteilkulturvereins, Ingeborg Staudenmeyer, das Fest. Um 11.45 marschierte der Festzug der Neuhauser Vereine durch die Winthirstraße zur Gerner Brücke. Dort wurde der Wasservogel schließlich in den Schlosskanal geworfen. Der Festzug ging dann weiter durch die Nördliche Auffahrtsallee, die St.-Galler-Straße und die Taxisstraße zum Taxisgarten in Gern. Dort gab es ein Böllerschießen mit einem gemütlichen Ausklang des Fests.
Auch zwischen dem bekanntesten der Bildhauer Gerns und der Künstlerkolonie Dachau bestand eine spezielle Verbindung. Sein erstes Atelier hatte Mathias Gasteiger (1871–1934) lange in Schwabing, unterrichtete aber daneben ab 1896 im Sommer (zusammen mit Julius Exter) in der eigenen Maler- und Bildhauerschule bei Dachau und stand mit den dortigen Künstlern wie Hölzel und Dill in regem Kontakt.
1902 wechselte das junge Ehepaar Mathias und Anna Gasteiger von Dachau nach Holzhausen am Ammersee, wo sich die Künstlervereinigung „Die Scholle“ um sie gruppierte. Ihren Münchner (Haupt)-Wohnsitz verlegten sie fast gleichzeitig von Schwabing in Gernnähe, da Gasteiger seit 1906 am Westfriedhof eine Ausstellung für moderne Grabskulpturen betrieb und erbauten 1919 ein Haus Ecke Waisenhaus-/Klugstraße. Die Gasteigers waren gesellschaftlicher Mittelpunkt auch der Gerner Künstlerprominenz und schufen Verknüpfungen zwischen den Künstlerkolonien Dachau, Gern und Holzhausen. Beide, das „Sommerlandhäuschen“ (1908) im englischen Landschaftspark am Ammersee (heute Museum) und die prächtige Gerner Villa (nicht erhalten) mit Ateliers, Ausstellungsräumen, Schaugarten für Brunnen-, Gartenskulpturen oder Modelle, waren selbst entworfene und gestaltete, exquisite Künstlerdomizile in historisierendemJugendstil. Gasteiger hat eine Reihe von monumentalen Plastiken geschaffen. Zu den volkstümlichsten seiner Denkmäler in München aber zählt die Brunnengruppe „Satyrherme mit Knabe“, mit der Gasteiger nach einem handfesten Skandal um den unstilisiert „nackerten“ Buben schon 1895 berühmt wurde: das sogenannte „Brunnenbuberl“ am Karlstor. Kunstkritiker urteilten, dass eine Reihe von heiter-ironisierenden Skulpturen Gasteigers an Karikaturen Heines oder Gulbranssons im Simplicissimus erinnerten.
Karikaturisten-Wespennest Gern: Th. Th. Heine und Kollegen
Vor allem bevorzugten allein vier der besten Zeichner der berühmt scharfstacheligen Satirezeitschrift Simplicissimus das Gerner „Wespennest“ der Karikaturisten: Thomas Theodor Heine, Bruno Paul, Rudolf Wilke und Karl Arnold. Heine war 1889 nach Schwabing zugezogen, malte in Dachau für drei Jahre Freilichtbilder im Stil der „Münchner/Dachauer Schule“ und erwarb 1901 ein Ateliereckhaus mit Garten in der Klug-/Böcklinstraße. Dazu kam später ein (Zweit)-Haus in Dießen am Ammersee, nicht zuletzt wegen der Nähe des Gasteigerpaars, bei dem viele Simplicianer wie Olaf Gulbransson und Ludwig Thoma verkehrten und feierten. Thöny hatte sich benachbart angesiedelt. Heine prägte das künstlerische Niveau der Zeitschrift, für deren Titelseite er das Wappentier, die rote Bulldogge, entworfen hatte. Zusammen mit Arnold und Gulbransson war er der langjährigste Mitarbeiter des „Simpls“. 1933 ging Heine, der jüdischer Abstammung war, ins schwedische Exil; sein Gerner Haus wurde 1969 abgerissen.
Bruno Paul (1874–1968) war ebenso wie Heine schon im 1. Jahrgang 1897 zum „Simplicissimus“ gestoßen und auch 1901 in die Gerner Straße (damals 4, heute 32) gezogen. Er wollte stadtnah wohnen, aber „ohne in einer Mietskaserne hausen zu müssen“[3]. Schon 1906 übersiedelte Paul zu einer zweiten, glänzenden Karriere als innovativer Designer und Innenarchitekt nach Berlin. Der dritte Simpl-Karikaturist, auch seit 1897 im Team, war der vielleicht einzige Bohémien Gerns Rudolf Wilke (1874–1908). Er bezog eine schlichte Wohnung in der Wilhelm-Düll-Straße. Nicht nur der kritische Heine hielt Wilke bis zu dessen frühen Tod für den Begabtesten der Simpl-Crew. Besonders durch die enge Freundschaft zwischen Wilke und Ludwig Thoma, der 1899 ebenfalls Mitarbeiter des „Simpls“ wurde, gibt es ein ganzes Kapitel Ludwig Thoma in Gern.
In die Wilhelm-Düll-Straße zog auch Karl Arnold (1883–1953), der an der Münchner Kunstakademie ab 1901 u. a. Schüler von Stuck und in derselben Malklasse wie Kandinsky und Klee gewesen war.
Arnold wechselte von Schwabing nach Gern und 1917 weiter nach Neuhausen. Er blieb Mitarbeiter bis zum vorläufigen Ende des „Alten Simpls“ 1944. Kollege als Illustrator, allerdings bei der stärker traditionsverhafteten Zeitschrift „Fliegenden Blättern“ tätig, war außerdem noch Friedrich Wahle (1863–1931), der in der Klugstraße wohnte. Fast um eine Generation nachgeboren, aber Mitarbeiter beim (neuen) „Simpl“, war der Porträtmaler und Graphiker Gerhardt Hentrich (1892–1973). Zum Akademiestudium 1912 nach München gekommen blieb er in dem Atelierhaus Tizianstraße 91 bis zu seinem Tod. Er zeichnete für die „Fliegenden Blätter“, „Die Jugend“, den „Phosphor“ und für den 1954 neubelebten (13 Jahre später endgültig eingestellten) „Simplicissimus“.
Schriftsteller in Gern: Von Bierbaum bis Rosendorfer
Die vielen teilweise auch beruflich vernetzten Künstler wie die Simplicianer zogen Besucher nach Gern. Besonders lange und häufig war Ludwig Thoma in Gern zu Gast, teils „dienstlich“ als Simpl-Kollege, teils als Mitglied des geselligen Gasteiger-Kreises und als (Sports)-Freund Rudolf Wilkes.
Wirklich Wohnung (in der Wilhelm-Düll-Straße 5) nahm die bedeutende bayerische Erzählerin Lena Christ (1881–1920) mit ihrer Familie von 1912 bis 1914, wechselte dann bis kurz vor ihrem Selbstmord ruhelos in verschiedene Quartiere in Gern und Neuhausen. Die erfolgreiche Selbstbiographie ihrer unglücklichen Kindheit „Erinnerungen einer Überflüssigen“ war 1912 kurz vor ihrem Zuzug in die bescheidene Gerner Mansardenwohnung auf Vermittlung Ludwig Thomas erschienen, der ihre Erzählkunst schätzte.
Lena Christ ihrerseits verfasste 1913 „Lausdirndlgeschichten“ im Stil und nach dem Vorbild Thomas. Gerner Erlebnisse oder Milieus haben in ihrem Werk keinen Niederschlag gefunden, dort war ihr Wohnsitz, nicht ihre Welt. In ihrer materiellen Not fälschte sie die Signaturen von Bildern und nahm nach der Entdeckung Gift. Mit einem letzten Brief hat die Verzweifelte sich von ihrem „verehrten Gönner“ Thoma verabschiedet.
Ebenfalls eher wegen des Wohnkomforts hatte zuvor schon Otto Julius Bierbaum (1865–1910) ein Reihenhaus in Gern gewählt, auch er u. a. schreibender Mitarbeiter beim „Simplicissimus“ wie Thoma. Bierbaum war Herausgeber der jugendstilgeprägten Berliner Kunstzeitschrift „Pan“ und schrieb 1903 das erste (autobiographische) Autoreisebuch der deutschen Literatur, „Eine empfindsame Reise im Automobil“. Den damals kühnen Expeditionsplan hatte er im Nymphenburger Schlosspark entwickelt. Als er 1901 aus der Gerner Straße (heute 32) nach Nymphenburg – zeitweise in die Wotanstraße – zog, war Simpl-Kollege Bruno Paul sein Wohnnachfolger, der sich vorrangig nach der modernen Ausstattung mit Gas und Trockenspeicher erkundigte.
Literarische Spuren hat Nymphenburg-Gern dagegen in Werken seiner Bewohner Manfred Bieler und Herbert Rosendorfer erzeugt. Da lag allerdings Gerns Glanzzeit als Künstlerkolonie nach dem Wandel infolge des Ersten Weltkriegs längst zurück, doch war von seinem besonderen Flair als Wohnviertel viel geblieben. Manfred Bielers (1934–2002) Roman „Der Kanal“ (1978) ist ein Liebes- und Ehekrimi mit viel Lokalkolorit um einen kostbaren Tafelaufsatz der Nymphenburger Porzellanmanufaktur, der den gesamten Schlosskanal nachbildet und in dem eine zerbrechende Lindenbaumfigur den spannenden Knoten schürzt. Der bekannteste Wahl-Gerner unter den Schriftstellern ist der Jurist Herbert Rosendorfer (geb. 1934). Von 1919 bis 1919 hat er Ecke Gerner Straße/Nördliche Auffahrtsallee gewohnt. Vieles aus der schönen Gegend, die Rosendorfer sehr geschätzt hat, und mancher ihrer Bewohner ist in Rosendorfers Werk mehr oder weniger verschlüsselt eingegangen, wie zum Beispiel in den satirischen Roman „Das Messingherz“ (1979). Eine „tragende“ Rolle spielt die Gerner Kanalbrücke, die damals sozusagen Rosendorfs Ausblick und vor seiner Haustüre gelegen war, in dem millionenfach verbreiteten zeitkritischen Satireroman „Briefe in die chinesische Vergangenheit“ (1983). Hier ist der „Kontaktpunkt“ der Zeitreisemaschine, mit der ein experimentierender Mandarin aus dem China des 10. Jahrhunderts am Schlosskanal „fehllandet“ und dem Autor die süffisantesten Perspektiven auf die angeblich „fortgeschrittene“ Gegenwart ermöglicht: „Die Zukunft … ist ein Abgrund“.
Der erste Schrebergarten Münchens
1927 entstand die älteste Stadtjugendherberge Deutschlands am Winthirplatz 8; ein paar Jahre früher entstand in Neuhausen-Nymphenburg der erste Schrebergarten Münchens. Als Naherholungsgebiet wurde die Gartenanlage bereits 1906 von Heinrich Schlicht gegründet, zumal bereits damals Neuhausen zu den Stadtteilen mit der größten Bevölkerungsdichte zählte. Diese beschauliche Gartenanlage versorgte 154 Familien mit selbst gezogenem Obst und Gemüse. Vor allem die jüngere Generation zeigt wieder Interesse an Schrebergärten und der netten Community in der Kleingartenanlage N/W16, Baldurstraße 49
Mein Rundgang beginnt am Siegestor mit der neuen Inschrift nach der Kriegszerstörung: “Dem Sieg geweiht. Vom Krieg zerstört. Zum Frieden mahnend”. König Ludwig I. hatte seine prachtvolle Ludwigstraße im 19. Jahrhundert ins freie Feld hinein bauen lassen in Richtung des entfernt liegenden Dorfes Schwabing. Den Abschluss dieses Boulevards schuf Friedrich von Gärtner mit dem Siegestor in Anlehnung an den Constantin-Bogen in Rom.
Vor uns erhebt sich die Akademie der Bildenden Künste, ein interessantes architektonisches Ensemble im Stil der Renaissance. Der alte zweiflügeligen Bau von Gottfried von Neureutehr wurde gebaut unter dem kunstsinnigen König Ludwig II. Den hypermodernen Anbau errichtete der österreichische Star-Architekt Wolfgang D. Prix von Co’op Himmelblau (Wien) mit einem giebelseitig überhängenden Element. Aus dieser Akademie der Bildenden Künste sind einige bedeutende Künstler hervorgegangen.
Auf der Freitreppe der Akademie der Bildenden Künste mache ich eine detaillierte Einführung zu Münchens größtem Stadtteil: die Entwicklung vom Dorf Schwapinga, das 782 erstmals urkundlich erwähnt wurde und östlich des heutigen Wedekindplatzes, der Occamstraße und der Biedersteiner Straße entstand und bis zum Ende des 19. Jahrhundert eigenständig blieb. Im Jahr 1810 hatte das Dorf erst 570 Einwohner und bestand vorwiegend aus Fischern und Milchbauern nahe dem Kleinhesseloher See im Englischen Garten. Mit dem Bau der Akademie der Bildenden Künste erfolgte ein starker Aufschwung dank des Zuzugs von Bildhauern, Malern, Literaten und Poeten ins ländliche Schwabing, weil hier alles wesentlich billiger war als in der Stadt München. Schwabing wurde entdeckt, bekannt und als Künstlerkolonie berühmt.
Die Occamstraße ist nach Wihelm von Occam (1285-1349) benannt, einem scholasstischen Religionsphilosoph aus London, der im starken Widerstreit mit dem Papsttum stand. Wegen Irrlehre wurde er 1324 nach Avignon zum Papst Johannes XXII befohlen, konnte aber von dort 1328 nach München fliehen und wurde Führer der geistlichen Hofakademie Kaiser Ludwigs des Bayern. Während der Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst versammelten sich unter der Leitung Occams in München namhafte Gelehrte aus ganz Europa, die begannen, die mittelalterliche Welt kirchenpolitisch zu verändern.
Es entstand die Elisabethstraße und der Elisabeth-Markt, benannt nach Sissi, der Gattin von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich. Sissi, die Lieblingstochter des Herzogs Maximilian in Bayern, wurde 1837 im Herzog-Max-Palais in München geboren und hatte bei ihrer Geburt einen Zahn. Mit 16 Jahren heiratete sie ihren Cousin Franz Joseph und wurde Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn. Sissi besuchte oft ihre Verwandten in Schwabing und logierte in der nach ihrem Gatten benannten Franz-Joseph-Straße.
Am 1. Januar 1887 wurde Schwabing eine selbständige Stadt mit 11 000 Einwohnern, einem eigenen Stadtwappen und einer eigenen elektrischen Eisenbahn. Die junge Stadt war bald so vermögend, dass sie sich noch vor München eine elektrische Straßenbeleuchtung leisten konnte. Wofür? Ein Einheimischer meinte: “Um den Münchnern heimzuleuchten”. Die Münchner hatten nur alte Gaslaternen. Die Schwabinger sahen jedoch bald ein, dass sie auf die Dauer dem Wettstreit mit München nicht gewachsen waren. Sie gaben ihre Selbständigkeit auf und ließen sich am 20. November 1890 in die Haupt- und Residenzstadt München eingemeinden.
Um 1900 wurden prachtvolle Palais des Großbürgertums im Jugendstil westlich von der Leopoldstraße in der Franz-Joseph-Straße, der Römerstraße, der Friedrichstraße und in der Ainmillerstraße errichtet. Da Frauen nicht an Kunst-Akademien zugelassen waren, etablierten sich hier private Malschulen wie die von Anton Azbé, Franz von Stuck und schließlich von Wassily Kandinsky. 1911 gründete der Russe aus Moskau namens Kandinsky zusammen mit dem Münchner Tiermaler Franz Marc die Gruppe “Der Blaue Reiter“. Sie publizierten einen Almanach über das “Geistige in der Kunst” und organisierten Ausstellungen ihrer Werke, die zunehmend abstrakter wurden und provozierten.
In prachtvollen Stadtpalais rund um den Habsburger Platz wurden rauschende Künstler-Feste gefeiert. Solche gesellschaftlich extravagante “Salons” organisierte beispielsweise Marianne von Werefkin, die mit dem russischen Maler Alexej von Jawlenski zusammenlebte. Diese “Salons” der Bohème waren sehr begehrt bei Künstlern und ihren großzügigen Gönnern der gehobenen Gesellschaft (der Adel, die Bankiers, zahlreiche Verleger, reiche Industrielle kamen in diese “Salons”).
Die Zeitschrift “Die Jugend” wurde kreiert. Als Gegenstück entstand als Satire der “Simplicissimus” mit dem Emblem der Roten Dogge mit einer abgerissenen Kette am Halsband. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs 1914 florierte dieses Künstlerviertel in einem heute noch unvorstellbaren Maße. Hier wurden Meisterwerke geschaffen, die zunehmend Weltruhm genießen und beispielsweise im Lenbachhaus ausgestellt sind. Der “Alte Simpl” – jahrzehntelang geführt von Wirtin Netzle, war vorübergehend geschlossen und wurde im Frühjahr 2024 neu eröffnet. In unmittelbarer Nähe ist der Georg Elser Platz mit einer interessanten Lichtintallation an einer Hauswand, die an sein erfolgloses Attentant auf Adolf Hilter am 8. November 1939 im damaligen “Bürgerbräukeller” erinnern soll. Details hierzu etwas weiter unten in diesem interessanten Beitrag. Ich zeige diese beiden Sehenswürdigkeiten gern, wenngleich sie jetzt dem Stadtviertel Maxvorstand zugeordnet werden.
Der Wedekindplatz ist nach Frank Wedekind (1864-1918) benannt, einem satirisch-sarkastischen Lyriker, der auch als Kabarettist wirkte und wegen Majestätsbeleidigung verhaftet wurde. Wedekind engagierte sich auch für den satirischen “Simplicisssimus” und für die 1896 in München herausgegebene Wochenzeitschrift “Jugend”, die den Jugendstil ankündigte.
Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden rund um den Wedekindplatz preisgünstige Studentenlokale wie “Mutti Bräu“. In der Occamstraße Nr. 8 verzauberte die unvergessene Chansonette Gisela mit ihrem großen Herz und dem Sex in ihrer Stimme die Männerwelt. Die schmolz dahin, wenn Gisela mit ihrer rauchigen Stimme frivole Lieder ihrem begeisterten Publikum zum Besten gab. Über Nacht wurde die „Schwabinger Gisela“ in der ganzen Bundesrepublik berühmt und beschäftigte wiederholt humorlose Tugend- und Sittenrichter mit ihrem Chanson : “…. aber der Novak lässt mich nicht verkommen“. Gisela war ein Inbegriff von frechen Liedern wie „Kommen Sie in meinen Massagesalon“. Berühmte Musiker traten spontan auf wie 1964 der Sänger Lawrence Winter mit seinem „Old Man River“. Kabarettisten machten das Nachtleben von Schwabing zur Attraktion.
Mit dem Bau der U-Bahn bis zur Münchner Freiheit und darüber hinaus zu den Olympischen Spielen 1972 verlor Schwabing seinen Charme. Der Kommerz zog ein. Die Schickeria entdeckte teure Restaurants, die wie Pilze aus dem Boden gestampft wurden. Der beliebte Münchner Kolumnist Siegfried Sommer hatte für Schwabing nur noch die Worte übrig: „Schwabing – das ist Neon, Nylon, Nepp“.
1905 erbaute Architekt Emanuel von Seidl die “Villa Lautenbacher” für die Witwe von Johann Sedlmayr, einst Firmeninhaber der Spatenbrauerei. Er hinterließ seiner Frau Franziska ein ansehnliches Vermögen. Sie heiratete erneut und ließ für ihre Ehe mit Paul Lautenbacher die repräsentative Villa im damals noch ländlichen Schwabing errichten. Ihr Neffe Emmanuel von Seidl hatte sich mit zahlreichen herrschaftlichen Villen rund um den Starnberger See einen Namen gemacht. Zu Beginn der 1970er Jahre wurde diese Villa zum Spekulationsobjekt. Die inzwischen Seidl-Villa genannte Villa mit Handwerkerhäuschen am Nikolaiplatz sollte abgerissen und einem Hotel-, Büro- oder Kaufhauskomplex weichen. Durch viele Unterschriften-sammlungen und Bürgerproteste kaufte die Stadt München den ganzen Komplex und eröffnete 1991 die umgebaute Seidlvilla als Stadtteilkulturzentrum. Inzwischen finden dort jährlich 2.500 Veranstaltungen mit über 70.000 Besuchern statt.
Der Name „Münchener Freiheit“ soll seit 1998 die Erinnerung an die bayerischen Widerstandskämpfer im Dritten Reich wachhalten. In München hatte Hitler von Anfang an seine erbittersten Gegner. Diese Stadt war nie seine Stadt. Sie zur „Hauptstadt der Bewegung“ zu erheben, war eine unglaubliche Anmaßung. In seinen berühmten Adventspredigten prangerte Kardinal Faulhaber in aller Öffentlichkeit Hitlers Antisemitismus an.
München war auch das Ziel des mutigen Tischlers Georg Elser, der am 8. November 1939 im „Bürgerbräukeller“ mit einer selbstkonstruierten Zeitbombe einen Anschlag auf Adolf Hitler verübte. Doch das Attentat schlug fehl. Hitler, der das Lokal 13 Minuten vor der Explosion der Bombe verlassen hatte, entkam dem Anschlag. Elser bezahlte seine mutige Tat mit dem Leben. Er wurde am 9. April 1945 – drei Wochen vor dem Selbstmord von Hitler und seiner Gefährtin Eva Braun – im KZ Dachau erschossen, weil ihm niemand glauben wollte, dass er das Attentat von 1939 ganz alleine geplant und ausgetüftelt und keinerlei Komplizen hatte.
Weitere Opfer des Widertands in München waren Pater Rupert Mayer, Professor Kurt Huber, die Geschwister Hans und Sophie Scholl und deren Mitstreiter in der Geheimorganisation der „Weißen Rose“ sowie Alfred Delp, Freiherr von Leonrod, Franz Sperr und Hermann Wehrle, die im Zusammenhang mit dem Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli 1944 als Mitwisser erschossen wurden.
Von der Münchener Freiheit zweigt die Feilitzschstraße ab, die Münchner „Reeperbahn“. Hier grenzt Nachtlokal an Nachtlokal.
Parallel in der Haimhauserstraße befindet sich übrigens das bekannteste Kabarett der Stadt, die „Münchener Lach- und Schießgesellschaft“ (Ecke Ursulastraße 9). Journalist Samy Drexel und der unvergessene Dieter Hildebrandt hatten die “Lach und Schieß” als politisches Kabarett gegründet. Zum 65. Geburtstag gastierte dieses Kabarett 4 Mal Ende Juli 2021 im wunderschönen Park des Institut Francais (Kaulbachstraße).
Der Wedekindplatz wurde zum Treffpunkt der Schwabinger Studenten und ihrer „Schwabinchen“ bei “Mutti Bräu”, die den anderen Münchner Mädchen in der Mode meist um Längen voraus waren und gerne alles aufgriffen, was frech war: die höchsten Bleistiftabsätze, die längsten Damenstiefel über dem Knie und die kürzesten Mini-Mini-Röckchen. In der Occamstraße Nr. 8 verzauberte die unvergessene Chansonette Gisela mit ihrem großen Herz und dem Sex in ihrer Stimme die Männerwelt. Die schmolzen dahin, wenn Gisela mit ihrer rauchigen Stimme frivole Lieder ihrem begeisterten Publikum zum Besten gab. Über Nacht wurde die „Schwabinger Gisela“ in der ganzen Bundesrepublik berühmt und beschäftigte wiederholt humorlose Tugend- und Sittenrichter mit ihrem Chanson : “…. aber der Novak lässt mich nicht verkommen”. Gisela war ein Begriff für freche Lieder wie „Kommen Sie in meinen Massagesalon“. Berühmte Musiker traten spontan auf. Sänger Lawrence Winter begeisterte mit seinem „Old Man River“ und Kabarettisten machten das Nachtleben von Schwabing zur Attraktion.
Vor dem Café an der Münchner Freiheit wurde 1997 eine Bronze-Skulptur von Helmut Fischer aufgetellt, dem unvergessenen “Monaco Franze” und ewigem Stenz. In Gesellschaft einer Skulptur von Helmut Dietl erfreut sich die von Nicolai Tregor geschaffenen Skulpturen an einem schiefen Tisch großer Beliebtheit. Monaco Franze ist Kult. Punkt. Mehr braucht man an dieser Stelle auch nicht zu sagen. Wenn’s um den ewigen Stenz geht, sind sich alle Münchner einig und verfallen in eine heiße Debatte über die besten Sprüche und schönsten Momente der Serie. Davon gibt es auf jeden Fall einige! Damit ihr ein bisschen in den guten alten Zeiten schwelgen könnt. Die besten Sprüche vom ewigen Stenz:
„Komisch, ge? Da kannst krank sein wiest mogst und immer noch lockt das Weib.“
„Ich wollte Sie ja gar nicht ansprechen, Fräulein. Ich wollte Sie ja nur fragen, ob wir vielleicht eine Tasse Kaffee zusammen trinken wollen“
„Aus is und gar is, und schad is, dass’s wahr is!“
„Geh Spatzl, schau wie I schau! Recht viel treuer schaut auch kein Schaf“
„Spatzl, es gibt Sachen im Leben und besonders im Fasching, die wenn man’s nicht selber erlebt hat, glaubt man’s fast selbst nicht“.
„Ehrlich gesagt, ich interessiere mich wahnsinnig für Frauen! „
„A bissel was geht immer! „
Und dort wird auch Schach auf vier Bodenplatten gespielt.
Wahrlich nicht zu übersehen ob ihrer Größe von 17 Metern ist der Walking Man, eine von Jonathan Borofsky entworfene Skulptur in der Leopoldstraße 36. Die 16 Tonnen schwere, weiße Skulptur steht – tief im Boden verankert – seit September 1995, also bald 30 Jahren, vor dem Eingang der einstigen Versicherung Münchner Rück. Der weiße Riese ist zu einem Wahrzeichen des modernen München geworden und musste für seinen Transport von Los Angeles nach München in neun Teile zerlegt werden. Das moderne Geschäftsgebäude ist der Geschäftssitz der heutigen Munich Re. Von diesem Glanz längst vergangener Zeiten ist heute nicht mehr viel zu spüren.
Barbara Schöne, Offizielle Gästeführerin von München in Deutsch, Englisch und Französisch
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